Barriere-frei Natur erleben

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Im Mai: "Barriere-frei" Natur erleben

05.2015

Der Frühling - wir können ihn sehen, hören und riechen. Ein Blick ins Grüne beruhigt, inspiriert und zieht uns nach den kalten Tagen nach draußen zu einem Ausflug in die Natur. Mit der Maikolumne möchte ich Lust darauf machen.

Doch gerade Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderungen werden bei Ausflügen nicht selten vor unüberwindbare Hindernisse gestellt. Fehlende Aufzüge und fehlende Rampen bei Stufen, steile Wegführungen, unbefestigte Wege und fehlende Orientierungshilfen führen nicht selten dazu, dass der "Ausflug ins Grüne" für Menschen mit Handicap hier vorzeitig ein Ende finden.

In Deutschland leben rund 18 Mio. Menschen über 18 Jahren mit einer gesundheitlichen Einschränkung oder chronischen Krankheiten, die sie im täglichen Leben beeinträchtigen. Da die meisten Beeinträchtigungen nicht angeboren sind, sondern erst im Lebensverlauf entstehen, wird sich insbesondere durch den demografischen Wandel der Bevölkerungsanteil von Menschen mit Handicap in der Zukunft erhöhen.

Was bedeutet "Barrierefreiheit"? Der Begriff "Barrierefreiheit" ist in §4 des am 01.05.2002 in Kraft getretenen Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) definiert. Dort heißt es, dass ein Bereich nur dann barrierefrei ist, wenn er für alle Menschen jedweder Behinderung in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar ist. Barrierefreiheit ist eine wichtige Voraussetzung, um Menschen mit Behinderungen eine volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Daher ist die Herstellung einer für den Menschen zugänglichen und nutzbaren Umwelt auch ein wichtiges Handlungsfeld, das im Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen geregelt ist (UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland am 26.03.2009 in Kraft getreten).

Die Umsetzung der "Barrierefreiheit" ist noch ein weiter Weg. Oft ist es gedankenloses Handeln, das Barrieren schafft. Jeder Einzelne ist aus diesem Grund aufgefordert, gedankliche Hürden und Vorurteile abzubauen, um auch gesellschaftliche Barrieren zu überwinden - denn "Inklusion und Barrierefreiheit" beginnt im Kopf.

Barrierefreiheit in der Natur - nur schwer vorstellbar. Die Natur im "Park" sollte für alle erlebbar sein - auch für Menschen mit Handicap - zumindest auf einigen Strecken. In der Broschüre "Naturpark für Alle - Barrierefreies Naturerleben in Deutschland" finden sich praxistaugliche Routen, die von Menschen mit Handicap getestet wurden. Das Ziel ist, vorab über die Begebenheiten vor Ort zu informieren und damit ein erholsames Naturerleben für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderungen zu ermöglichen. Die gedruckte Version dieser Broschüre ist leider vergriffen und derzeit nur als PDF zum Download verfügbar unter: "Naturpark für Alle - Barrierefreies Naturerleben in Deutschland".

Was genau versteht man unter einem "Naturpark"? Ein Gebiet, in dem Pflanzen und Tiere geschützt sind und welcher in seinem natürlichen Zustand belassen wird. Naturparkanlagen gehören mit den Nationalparkanlangen und Biosphärenreservaten zu den Großschutzgebieten innerhalb Deutschlands. Routen mit Tipps zu touristischen Sehenswürdigkeiten gibt es für den Schwarzwald, die Schwäbische Alb, die Region Stuttgart, Bodensee-Oberschwaben, Heilbronn-Hohenlohe-Tauber und Kurpfalz-Odenwald: hier und unter "Naturparkschwarzwald" und für Bayern unter: "Tourismus für alle".

Die Vorschläge richten sich an Menschen mit und ohne Handicap (gehbehindert, Rollstuhl, Rollator, Handbike).

Bei allen Angeboten empfiehlt sich generell immer, vor der Anreise bei den jeweiligen Anbietern, Naturparkverwaltungen abzuklären, ob mögliche Zusatzleistungen den persönlichen Bedürfnissen entsprechend zur Verfügung gestellt werden können. Weitere interessante Reiseziele in Deutschland hier: Barrierefreie Reiseziele Deutschland.

Hinweis:
Infoflyer und Broschüren sind zum Teil bereits in "Leichter Sprache" erhältlich ("Leichte Sprache", bezeichnet eine leichte, sehr verständliche sprachliche Ausdrucksform, die sowohl geschrieben wie auch gesprochen werden kann. Die "Leichte Sprache" basiert auf feste Regeln wie zum Beispiel: einfache Worte, kurze Sätze, Schriftgröße 14 Punkt und größer etc.. "Leichte Sprache" wurde in erster Linie für Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt, es profitieren aber auch Migranten, Menschen mit Demenzerkrankungen, Leseschwäche (Alexie), ältere Menschen, Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Menschen; die Gebärdensprache sprechen. Menschen mit Sehbehinderung oder Blinde haben nichts von "Leichter Sprache", sie benötigen Führungen, bei denen das, was es zu sehen gibt, genau beschrieben wird, durch zum Beispiel Audio-System. Ein spezielles mobiles Audio-System kann bei Führungen in Museen, Stadtführungen geeignet sein. Audio-Hör-Systeme bieten neben Kopfhörern zusätzlich Teleschlingen und Induktionsplättchen für Schwerhörige.

Die Menschen können sehr veschieden sein, aber ihre Träume sind es nicht.

(Jens Peter Jacobsen, 1847-1885, dänischer Schriftsteller)

Tauchen Sie beim nächsten Ausflug mit allen Sinnen in die Vielfalt der Natur ein, die uns Menschen so wohltuend im Herzen berührt - und lassen Sie den Alltag für ein paar Stunden hinter sich.

Ihre "Bella"

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