Im April: Kinderwunsch mit MS
04.2013
Eine Familie zu gründen ist eine bewusste Entscheidung. Aufgrund einer Diagnose wie der Multiplen Sklerose, überlegen viele junge Menschen jedoch sehr genau, ob sie eine Familie gründen können.
Eine Familie bietet Geborgenheit und Kinder bringen Eltern bedingungslose Liebe entgegen, was als eines der größten Geschenke betrachtet wird. Die Diagnose MS führt zu großer Unsicherheit und wirft verständlicherweise viele Fragen auf. Bedeutet die Diagnose auf Kinder verzichten zu müssen? Welche speziellen Risiken ergeben sich für Eltern und Kinder? Ist die MS vererbbar? Muss die Basistherapie in der Schwangerschaft abgesetzt werden und zu welchem Zeitpunkt? Wie beeinflussen Schwangerschaft und Geburt den Krankheitsverlauf?
Zunächst einmal, auch mit MS kann man eine eigene Familie gründen. Die Krankheit alleine ist jedenfalls kein Grund auf Kinder verzichten zu müssen.
Die MS ist keine Erbkrankheit. Doch kann die Veranlagung dazu, MS zu bekommen, vererbt werden. Wenn beide Eltern gesund sind - liegt das Risiko bei etwa 0,1 Prozent. Wenn ein Elternteil von der MS betroffen ist - erhöht sich das Risiko auf etwa 3 Prozent. Das bedeutet die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind keine MS entwickelt, liegt bei 97 Prozent. Haben beide Elternteile MS, steigt das Risiko entsprechend. Nicht jeder der die Veranlagung in sich trägt, muss auch MS bekommen - Umweltfaktoren spielen eine große Rolle. Die Wechselbeziehung zwischen ererbter Anlage und Umwelt sind bisher noch nicht geklärt.
Zu welchem Zeitpunkt sollte nun die Basistherapie bei Kinderwunsch abgesetzt werden?
Eine individuelle Entscheidung, abhängig von der bisherigen Schubaktivität und dem Verlauf der MS wie Therapie. Da einige Substanzen, die in der MS-Behandlung eingesetzt werden, das Ungeborene schädigen können, ist es erforderlich eine geplante Schwangerschaft mit allen behandelnden Ärzten - Frauenarzt, Neurologen zu besprechen. Frauen mit MS bekommen genauso häufig ein gesundes Kind wie Frauen ohne MS. Während einer Schwangerschaft nimmt die Schubrate konstant ab. Schwangerschaftsprobleme, wie zum Beispiel Blasenbeschwerden, treten auch bei gesunden Frauen auf - insbesondere zum Ende der Schwangerschaft, wenn das Kind auf die Blase drückt.
Wodurch entstehen veränderte Schubraten?
Der Körper von Schwangeren produziert große Mengen an Substanzen, die das Immunsystem beeinflussen, zum Beispiel Hormone und Antikörper. Die Hormone beeinflussen das Immunsystem günstig im Sinne der MS. Sie reduzieren die Immunantwort, damit der Körper das Kind nicht abstößt. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass eine Schwangerschaft den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen kann. Die hormonelle Umstellung nach der Geburt wirkt sich dagegen ungünstig aus. In den ersten drei Monaten nach der Entbindung haben etwa 30 Prozent der Frauen einen Schub - heißt aber auch 70 Prozent erleben keinen Schub.
Was ist bei der Planung einer Geburt zu berücksichtigen?
Unbedingt alle Vorsorgetermine wahrnehmen. Setzen Sie sich zeitnah mit der Klinik in der entbunden werden soll in Verbindung. Von einer "Hausgeburt" wird MS-betroffenen Frauen abgeraten wie auch von einer Periduralanästhesie (PDA) = Rückenmarksbetäubung, da sie mit Schüben in Verbindung gebracht werden. Für eine Kaiserschnittentbindung sprechen - eine Spastik, Schwäche an den Beinen oder eine ausgeprägte vorzeitige Erschöpfung (Fatigue).
Soll eine Mutter mit MS-Erkrankung stillen?
Stillen ist für den Säugling optimal - daher sollten auch MS-betroffene Mütter, wenn möglich, ihr Kind stillen. In der Stillzeit - weitgehend auf Medikamente verzichten, insbesondere auf Immunmodulatoren/Immunsuppressiva.
Die Entscheidung für ein eigenes Kind sollte dabei immer auch von der Verantwortung für das Kind geprägt sein. Wichtig für MS-betroffene Eltern, ein gutes familiäres und soziales Umfeld, die bei vorübergehenden oder dauerhaften Verschlechterungen unterstützen können.
Eine Schwangerschaft und die Geburt ist ein besonderes Erlebnis - dies gilt auch für Frauen mit der Diagnose MS.
Der Frühling steht bevor - ich freu mich drauf! Sie hoffentlich auch.
Ihre "Bella"
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