Im Dezember: Eine kleine Weihnachtsgeschichte
12.2023
Zum Jahresende eine Weihnachtsgeschichte: Wieder war es Herbst geworden, wieder waren die Blätter zu Boden gefallen und hatten dem Geräusch der Straße seine lärmige Hektik genommen, dann und wann wirbelten die kalten Nordwinde erste vereinzelte Schneeflöckchen ins Dorf- der Advent stand vor der Tür.
Die kleinen Weihnachtsengel bereiteten sich auf ihre große Arbeit vor, doch war es ja noch nicht so weit und so wollten sie vorerst einmal einen Augenschein auf der Erde nehmen. Sie flogen in jede Stadt, in jedes Dorf und was sie sahen verwirrte sie aufs Höchste. Die Leute hasteten schon vor dem Weihnachtsmonat durch die Straßen, überall glitzerten die Festdekorationen, die Schaufenster überquollen von Dingen aller Art, überall nur Hetze und keine Spur von Ausspannen und Genießen. Zuerst fragten sich die Weihnachtsengel, ob sie sich wohl im Datum geirrt hätten und schauten mit großer Besorgnis im Kalender nach. Aber der zeigte wie immer seit Jahrhunderten die gleichen Monate, die gleichen Tage an. Es war erst November.
So setzten sich die Weihnachtsengel zusammen und beratschlagten, was zu tun wäre, um den Menschen zu helfen. Und das wiederum war gar nicht so einfach: Der kleinste der Weihnachtsengel hatte die beste Idee: „Schaut einmal an unser Himmelszelt. Da gibt es Millionen und Millionen von Sternen, viel mehr als es Menschen auf dieser Erde gibt. Die Menschen haben verlernt hinauf zu schauen, sie sehen nur ihre Arbeit, ihren Lohn und was sich damit anstellen ließe. Die meisten wissen nicht mehr, was tun, um noch glücklicher zu sein als sie es schon sind. Was sie aber brauchen ist Weihnachtsstimmung, ein Gefühl der Geborgenheit, ein Gefühl der Liebe zum Nächsten aber auch zu sich selber. Warum schenken wir ihnen nicht ein wenig Weihnachtstimmung zurück, nachdem diese ja scheinbar verloren gegangen ist?“ Und so machten sich die Weihnachtsengel auf, Weihnachtsstimmung zu verschenken. Sie saßen, unbemerkt auf Zinnen und Dächern, auf den Türmen und Bäumen und wenn jemand in großer Hast vorbeischritt- schwupp- ließen sie ein kleines Sternchen fallen, das den Vorübereilenden vielleicht nur streifte, vielleicht auf seinem Kragen haften blieb, vielleicht in seinem Haar glitzerte. Und jedes Mal, wenn so ein Sternchen gelandet war konnten die Weihnachtsengel das gleiche beobachten. Fast wie aus einem Traum erwachend, schauten die Menschen sich um, verdutzt und erfreut, weil so ganz plötzlich der Stress von ihnen abgefallen war, sie ihre Umgebung so ganz anders wahrnahmen.
Plötzlich war nicht mehr die versäumte Zeit beim Einkaufen, das Warten an überfüllten Kassen, das Streiten, die Unstimmigkeiten der Kinder und Erwachsenen, die Sorgen um ein Festessen oder die Wunschliste des Patenkindes was zählte, sondern alle, die von einem kleinen Sternchen berührt wurden, hatten wieder Zeit, Zeit für einander, für sich. Sie spürten, dass ihnen etwas geschehen war, was sie nicht einordnen konnten, was aber ein großes Glücksgefühl auslöste. Weihnachtsstimmung!
Weihnachten fällt nicht aus, weil die Sehnsucht quält.
Weihnachten geschieht. Genau aus diesem Grund.
Der Hoffnung wegen.
Ihre „Bella“