Im Februar: Risikofaktor „Weizenproteine“
02.2024
Weizenproteine können im Darm nicht nur Entzündungen verursachen sondern über den Darm hinaus zu chronischen Entzündungsprozessen beitragen und auf diese Weise chronische Krankheiten verursachen oder gar beschleunigen.
Ein Forschungsteam der Universitätsmedizin Mainz hat herausgefunden, dass eine weizenhaltige Ernährung die Schwere einer Multiple Sklerose-Erkrankung (MS) fördern kann.
Eine gewisse Proteingruppe im Weizen - die sog. Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) - können nachweislich Immunreaktionen im Darm auslösen. Diese beschränken sich dabei nicht nur auf den Darm, sondern werden vom Darm aus über den Blutkreislauf in andere Teile des Körpers transportiert. Wie die Wissenschaftler herausgefunden haben, fördern die ATI-Proteine damit bestehende Entzündungsprozesse in Organen wie der Leber oder Lunge und sogar im zentralen Nervensystem. Auf diese Weise sind die ATI-Proteine in der Lage die MS-Erkrankungssymptome zu verstärken.
Studien bestätigen, dass die Ernährung und die Darmgesundheit den Verlauf von chronisch-entzündlichen Erkrankungen, zu denen auch MS gehört, beeinflussen können.
„Neu ist, dass eine weitere Gruppe von Weizenproteinen (nicht das Gluten) generell Entzündungen fördern können“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan, Direktor des Instituts für Translationale Immunologie der Universitätsmedizin Mainz und Professor an der Harvard Medical School.
Die Wissenschaftler rund um Professor Detlef Schuppan konnten sowohl im Tiermodell als auch in einer klinischen Pilotstudie zeigen, dass bestimmte Weizenproteine die Schwere der Multiplen Sklerose fördern können. Die initiale Untersuchung des Forschungsteams im Tiermodell ergab, dass sich bei einer Ernährung, die 25 Prozent Weizen enthält, die Symptome der MS stark verschlechtert haben im Vergleich zur gleichen, aber weizenfreie Ernährung. Diese Ergebnisse ließen sich auch mit einer minimalen Menge der ATI-Proteine (0,15 Prozent des Futtergewichts), nicht aber mit einer großen Menge an Glutenproteinen (5 Prozent des Futtergewichts) reproduzieren.
Die Ergebnisse aus dem Tiermodell konnten das Forschungsteam dann auch in einer klinischen Pilotstudie bestätigen. An dieser Studie nahmen Patienten mit mittelgradig schwerer, gering aktiver MS teil. Eine Studiengruppe hielt sich drei Monate lang an eine weizenreduzierte Diät, während die andere Gruppe ihre weizenhaltige Ernährung weiterführte. Nach den drei Monaten wechselten die Gruppen für weitere drei Monate zur jeweils anderen Diät. Die MS-Betroffenen berichteten während der weizenfreien Diät von signifikant weniger Schmerzen. Ebenso konnten weniger entzündliche Immunzellen in ihrem Blut gemessen werden.
„Unsere Studien belegen, wie wichtig die Ernährung, ihre Wechselwirkungen mit dem Darmmikrobiom und dem Darmimmunsystem für die Gesundheit ist. Eine weizenfreie Ernährung kann die Schwere der Multiplen Sklerose, wie auch anderer entzündlicher Erkrankungen mildern. Professor Schuppan erklärt: Genauso wie ATIs zur Entstehung von Entzündungsprozessen im Darmbereich führen, können sie auch außerhalb des Darms zu chronischen autoimmunen Entzündungsprozessen führen.
Weitere Studien, die unter anderem eine weizenfreie Ernährung mit anderen medikamentösen Therapien verbinden, sind laut Professor Schuppan geplant.
Willkommen Februar - leise lächeln uns die ersten Frühlingsboten entgegen...
Ihre „Bella“
Quelle: Pressemitteilung vom 18.01.2024 Universitätsmedizin Main